Wie stark ist unsere Demokratie?
Rund 250 Parlamentsmitglieder, Fachleute und Medienschaffende haben sich am 7. und 8. November 2025 im Zürcher Kongresshaus zum ersten Tag der Parlamente getroffen. Diskutiert wurde über die institutionellen Stärken der Schweiz, aktuelle Herausforderungen und die Rolle der Parlamente im föderalen und internationalen Kontext.

Der zweitägige Kongress unter dem Leitthema «Wie stark ist unsere Demokratie? – Die Rolle der Parlamente in einer unsicheren Welt» wurde vom Kantonsrat Zürich, von der Interkantonalen Legislativkonferenz (ILK) und von der Schweizerischen Gesellschaft für Parlamentsfragen (SGP) gemeinsam organisiert. Ziel der neuen Tagung ist es, die verschiedenen parlamentarischen Gesellschaften und Vereine an einem Kongress zusammen zu bringen, Impulse zu geben und den Austausch zwischen den Parlamenten aller Staatsebenen noch stärker zu fördern.
Demokratie zwischen Stabilität und Wandel
In seiner Eröffnungsrede zeigte Prof. em. Dr. Christoph Frei (Universität St. Gallen) auf, wie Volksrechte, Föderalismus, Konkordanz und das Milizprinzip Konflikte integrieren – und wo das System Schweiz bei Tempo, Polarisierung und Desinformation an Grenzen stösst. Er ordnete die Schweizer Demokratie vergleichend in einen internationalen Kontext ein.
Prof. Dr. Odile Ammann (Universität Lausanne) beleuchtete das schweizerische Schutzdispositiv aus Verfassung, Verfahren und Aufsicht mit besonderem Fokus auf die Gewaltenteilung und die Rolle des Volks als mögliche «vierte Gewalt». Mit einem datenbasierten Überblick zur aktuellen kantonalen Parlamentslandschaft schuf Prof. Dr. Michael Strebel danach die Grundlage für die erste Podiumsdiskussion.
Offene Debattenkultur als Bollwerk
In der Podiumsdiskussion «Schweizer Parlamentarismus als Bollwerk gegen autokratische Tendenzen» diskutierten aktive Parlamentsmitglieder unter der Leitung von Moderatorin Maria Victoria Haas Wege, wie trotz Polarisierung und neuen technologischen Herausforderungen wie KI-generierten Vorstössen eine respektvolle, offene Debattenkultur bewahrt werden kann.
Im anschliessenden Gespräch mit den SRG-Journalisten Arthur Honegger und Philippe Revaz wurde die Rolle der Medien bei der Verifikation und Einordnung von Informationen unter Zeitdruck beleuchtet – ein zentraler Faktor für die Qualität öffentlicher Debatten.
Im Rahmen des Abendprogramms hielten Nationalratspräsidentin Maja Riniker und der Zürcher Regierungspräsident Martin Neukom Ansprachen, bevor zwei wissenschaftliche Arbeiten zu Parlamentsfragen mit dem Preis der SGP ausgezeichnet wurden.
Blick nach vorn – national und international
Am Samstagmorgen zeigte Denise Tonella, Direktorin des Schweizerischen Nationalmuseums, welche Bedeutung die Pflege des historischen Gedächtnisses für den Zusammenhalt der Gesellschaft und die Orientierung hat. Für das zweite Podium wurden die wichtigsten Erkenntnisse der Tagung gebündelt. Die Teilnehmenden leiteten daraus konkrete Handlungsanweisungen für kantonale Parlamente ab – unter anderem zur Stärkung von Transparenz, Medienkompetenz und parlamentarischer Zusammenarbeit über Parteigrenzen hinweg.
Zum Abschluss gab Botschafterin Pascale Baeriswyl (Ständige Vertretung der Schweiz bei den Vereinten Nationen, New York) ein Lagebild zur globalen Entwicklung mit Blick auf Blockbildung, Kriege, Desinformation und künstliche Intelligenz. Sie zeigte auf, wie die Schweiz und ihre Parlamente im multilateralen Umfeld Verantwortung übernehmen können.
Gemeinsam für starke Parlamente
Zum Schluss des Kongresses hielten Beat Habegger, Präsident des Kantonsrates Zürich und der ILK, und Andrea Caroni, Präsident des Ständerates und der SGP, fest: «Die Schweizer Demokratie lebt von funktionierenden Parlamenten – auf allen Ebenen.» Der Tag der Parlamente habe eindrucksvoll gezeigt, wie wichtig der Dialog zwischen den Institutionen sei. Der nächste Tag der Parlamente findet am 5. und 6. November 2027 in Bern statt.











